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Einsätze sind nicht das „Hauptgeschäft“

von Sven Schimmel (Kommentare: 0)

Gerätewart Dirk Rößner am Hydraulischen Rettungsgerät | Foto: FF Lugau/Schimmel
Gerätewart Dirk Rößner am Hydraulischen Rettungsgerät | Foto: FF Lugau/Schimmel

Jeder weiß, wenn Hilfe nötig ist - auf die Feuerwehr ist in der Regel Verlass. Rund 80 Kameradinnen und Kameraden sorgen in der gesamten Stadt Lugau täglich dafür. Mit den Standorten in Lugau, Erlbach-Kirchberg und Ursprung ist gewährleistet, dass zumindest die ersten Hilfskräfte schnell am Einsatzort sind und viele weitere folgen werden. Dass die Einsätze einer Feuerwehr allerdings nicht das „Hauptgeschäft“ der Kameraden sind, wird den Wenigsten bewusst sein.

In Deutschland hat man sich vor vielen Jahrzehnten dafür entschieden, Feuerwehrarbeit hauptsächlich in ehrenamtliche Hände zu legen - mit wenigen Ausnahmen einer Berufsfeuerwehr in Städten mit 80.000 und mehr Einwohnern. Die Städte und Gemeinden sind also darauf angewiesen, dass diese Pflichtaufgabe von Menschen wahrgenommen wird, die sich freiwillig dazu verpflichten. Nicht selten wird das als „besondere Herausforderung“ angesehen, in manchen Teilen sogar in Frage gestellt. Es wird aber daran festgehalten, ja, es geht eigentlich gar nicht anders. Und es ist auch keine „Vereinsarbeit“, denn die Hilfsorganisation „Feuerwehr“ ist kein Verein.

In der Stadt Lugau mit allen Ortsteilen zählt die Feuerwehr zwischen 50 und 120 Einsätze - in jedem Jahr. Darauf müssen Einsatzkräfte immer vorbereitet sein. Das bedeutet aber auch, dass Einrichtungen, Fahrzeuge und Geräte jederzeit uneingeschränkt zur Verfügung stehen müssen. Das bedeutet auch, dass Einsatzkräfte ständig ihren gesetzlichen Vorgaben nachkommen müssen, um auch wirklich am Einsatz mitwirken zu dürfen. Tausende Stunden Ausbildung und noch einmal so viele Stunden Unterhaltung, Wartung und Pflege der technischen Anlagen, von Fahrzeugen und Objekten kommen hinzu. Und ganz nebenbei ist da auch noch der gesellschaftliche Aspekt, von der Feuerwehr wird ja gern auch erwartet, das kulturelle Leben zu bereichern. Dass die Kultur dann über die Fördervereine der Feuerwehr läuft und nichts mit der Pflichtaufgabe der Stadt zu tun hat, ist dabei nicht relevant - die Leute sind zumeist die gleichen.

Was ist also nun das „Hauptgeschäft“ der Feuerwehr im Einzelnen? Fast jeden Tag sind die Ehrenamtler in ihrem Gerätehaus anzutreffen. Hauptaugenmerk liegt darauf, die Einsatztechnik in Schuss zu halten. Viele der mehr als tausend Geräte und Einsatzmittel müssen regelmäßig geprüft werden. Bei Gerätewart Dirk Rößner laufen dazu alle Fäden zusammen. Akribisch notieren er und viele Helfer, was die Überprüfung ergibt. „Es darf eben nicht sein, dass beispielsweise bei einem Unfall die hydraulischen Rettungsgeräte nicht funktionieren und eingeklemmte Unfallopfer nur sehr langsam befreit werden können.“, sagt der Bauhofmitarbeiter, der auch gleich in Ursprung und Lugau seinen Dienst tut. Auch die Pumpen müssen immer laufen, die Drehleiter, ja selbst so kleine Dinge wie Handlampen oder Akkuschrauber. Dass Dirk Rößner dabei die Hälfte seiner Arbeitszeit zusätzlich zum Ehrenamt in der Feuerwehr verbringen kann, ist dabei ein Glücksfall, der alle Kameraden entlastet.

Technik allein kann Verletzte aber nicht befreien, genau so wenig wie Brände löschen oder Sturmschäden beseitigen. Dahinter steht immer der Mensch, der die oft komplexen Einsatzaufgaben meistern muss. Dann aber muss alles sitzen: Die Bedienung der richtigen Einsatzmittel und das taktisch richtige Vorgehen - ohne sich dabei selbst großartig in Gefahr zu bringen. Darum werden alle Schritte immer und immer wieder geübt. Vierzig Stunden Ausbildung muss jeder Kamerad im Jahr nachweisen, dazu noch Pflichtübungen unter schwerem Atemschutz, eine Belastungsübung, die korrekte Arbeitsweise im Chemikalienschutzanzug, das sichere Fahren im Drehleiterkorb und kluges Vorgehen im Brandraum, Retten und Sichern. Das Ausbilderteam stellt sicher, dass nichts in Vergessenheit gerät und jederzeit „abrufbar“ ist.

Eine andere Ebene - die Ortswehrleitung sorgt für den reibungslosen Ablauf des Dienstbetriebes. Auch die Feuerwehr will verwaltet sein, Nachweise müssen stimmen, die Einsätze rechtssicher protokolliert werden. Auch das ein Mammutprogramm.

Nicht vergessen werden darf hierbei die Nachwuchsschmiede „Jugendfeuerwehr“, die seit Jahrzehnten in Lugau und Erlbach-Kirchberg etabliert ist. Eine Reihe von Einsatzkräften haben sich freiwillig zum Jugendgruppenleiter qualifiziert, um die Feuerwehrmänner und -frauen von morgen schon heute auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Mit Herz, Engagement und auch ehrenamtlich, versteht sich.

„Aufrechnen, was wir wirklich alles tun, kann man gar nicht.“, sagt Gemeindewehrleiter André Böhme. Auch er wundere sich manchmal, dass sich das Gefüge „Freiwillige Feuerwehr“ in die aktuelle Zeit retten konnte. „Ich bin froh, dass ich mich in allen Ortsfeuerwehren darauf verlassen kann.“, sagt er anerkennend. „Einsätze sind nicht unser Hauptgeschäft, aber wenn, dann sind wir immer gut vorbereitet.“ (SvS)

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