„Die Mauer muss her!“ - Bauarbeiten im Feuerwehrgelände schreiten voran
von Sven Schimmel (Kommentare: 0)
LUGAU: Am 10. November - ein Tag nach dem sich der Fall der Berliner Mauer zum 25. Mal jährte, stand die neue Mauer. Diese jedoch hat keinen trennenden Charakter, eher einen stützenden. Und sie steht auch nicht in Berlin, sondern in Lugau. Seit Anfang Oktober wurde an der nördlichen Grundstücksgrenze der Ortsfeuerwehr Lugau ein Fundament aus Stahlbeton gesetzt, das jetzt mit den Mauerfertigteilen gekrönt wurde. Das Bauwerk muss bald so einiges abhalten. Immerhin wird der ehemalige Wäschegarten auf das Höhenniveau der befahrbaren Hoffläche angehoben und für LKW befahrbar gemacht.
Nach der Fertigstellung wird der erste Meilenstein in einem großen Sanierungs- und Umbauvorhaben am Lugauer Gerätehaus erreicht sein. Dann können die Fundamente für die neue Fahrzeughalle gesetzt werden, die im kommenden Jahr hinter dem bisherigen Gebäude entsteht. Darin werden die drei großen Einsatzfahrzeuge zukünftig unterkommen, denn die bisherigen Stellflächen im Altbau sind nicht mehr für LKW dieser Größenordnung zugelassen.
Auf einen „Bestandsschutz“, also eine Weiternutzung der bisherigen Garagen, können die Stadt und ihre Feuerwehr nicht mehr bauen. Und das hat einen Grund: Feuerwehrleute sind zwar ehrenamtlich tätig, unterliegen aber als Mitglied einer städtischen Einrichtung (die Feuerwehr ist kein Verein!) dem kommunalen Versicherungsschutz. Zuständig dafür sind die Unfallkasse Sachsen für den Gesundheitsbereich und der „Kommunale Schadensausgleich“ (KSA) als Sachversicherer - man könnte sie mit einer Art „Berufsgenossenschaft“ vergleichen. Diese schreiben in ihren Bestimmungen vor, wie ein Feuerwehrgerätehaus beschaffen und eingerichtet sein muss. Dafür gibt es sogar eine eigene DIN-Norm.
Eine Begehung durch Mitarbeiter der Unfallkasse Sachsen im Jahr 2012 hatte ergeben, dass eine Menge, aus deren Sicht nicht mehr tolerierbarer Mängel im und am Gerätehaus abzustellen sind. Dazu wurde eine Auflage erteilt mit dem Zusatz, die beanstandeten Gegebenheiten schnellstmöglich zu beseitigen.
Die Mängel betrafen vor allem die Durchfahrtsbreiten- und Höhen der Gerätehaustore (ein Ein- und Ausfahren ist derzeit nur mit eingeklappten Rückspiegeln möglich), die Aufstellflächen der Fahrzeuge (bei geöffneten Türen konnte niemand mehr am Fahrzeug vorbei oder die Tür des Nachbarfahrzeugs öffnen), fehlende Abgasabsaugung, zu kleine und nicht nach Einsatz- und Privatbekleidung getrennte Umkleide- und Spindanlagen (dadurch können und werden schädliche Brandstoffe z.B. mit nach Hause genommen), keine direkt angrenzende Wasch- und Duschmöglichkeit, usw. Die Liste ist noch länger. So musste die Stadt reagieren und die Baumaßnahmen planen. Hinzu kommt, dass die Fördermittel, wie sie vom Land Sachsen über die Fachförderung des Landratsamtes zur Verfügung gestellt wurden, nur dann zur Verfügung stehen, wenn am Ende ein DIN-gerechtes Gerätehaus entsteht, was weitere Arbeiten notwendig macht. Wie gesagt, ein Bestandsschutz greift nicht mehr.
Gebaut wird aber nicht nur die neue Fahrzeughalle. An der Ostseite entsteht ein neuer Haupteingang, da mit dem Anbau der Fahrzeughalle direkt an den Turm des Hauses der bisherige Haupteingang im Alarmfalle nicht mehr schnell genug erreichbar und unpraktisch gelegen ist. Zukünftig kann das Gerätehaus also direkt an der Einfahrtsseite betreten werden.
Im Erdgeschoss werden zwei Fahrzeughallen zu neuen Umkleideräumen (geschlechtergetrennt) aus- und umgebaut. Zusätzlich werden, ebenfalls getrennt für Damen und Herren, neue Dusch- und Waschmöglichkeiten eingebaut, die direkt aus dem Umkleidebereich zu betreten sind.
Weitere Umbauten folgen in der bisherigen großen Fahrzeughalle, im Turm, in der Werkstatt, in der ehemaligen Schlauchwäsche und im jetzigen Bürobereich des eingemieteten Kreisjugendring Erzgebirge e.V.
In den oberen Stockwerken sollen weitere Funktions-, Archiv- und Lagerräume sowie der neue Bürobereich für den Kreisjugendring Erzgebirge e.V. entstehen, nicht nur für die Feuerwehr und den KJR, sondern auch für die Stadtverwaltung.
Neben den rohbaulichen Maßnahmen müssen auch Ver- und Entsorgungsleitungen erneuert werden - vom Wasser / Abwasser über Gas und Heizung bis hin zu Elektro- und Datenleitungen. Dazu kommt noch eine eigene Ersatzstromversorgung, da die Feuerwehr auch bei Stromausfall einsatzbereit sein muss.
Es ist eine Bauzeit von drei Jahren geplant. Im ersten Bauabschnitt bis 30.11.2014 werden der Hof ertüchtigt, die Abwasserkanäle saniert, der ehemalige Wäschegarten angehoben, ein neuer Haupteingang geschaffen, die Außengarage versetzt und das Fundament der neuen Fahrzeughalle angelegt.
Im zweiten Bauabschnitt, geplant bis 30.06.2015, soll dann die neue Fahrzeughalle entstehen und nutzbar werden.
Für den dritten Bauabschnitt 2016 sind dann alle Arbeiten im Altgebäude geplant. Hier liegen aber noch keine Bauzeiten vor.
Erweiterung, Sanierung und Umbau des Gerätehauses sind nur durch den Einsatz von Fördermitteln aus der Fachförderung Feuerwehr und, für den nicht zur Feuerwehr gehörenden Teil, aus der Stadtumbau-Förderung möglich. Die Fördergelder aus der Fachförderung werden in drei Teilen an die Stadt Lugau ausgegeben, sodass sich diese lange Bauzeit und die Einteilung in drei Abschnitte notwendig macht. Insgesamt werden, nur allein für den Bau im Feuerwehrteil und ohne Ausstattung, rund 1,3 Millionen Euro ausgegeben.
Die Ortsfeuerwehr Lugau wird nach wie vor, auch während der Bauarbeiten, so schnell und umfassend wie möglich Hilfe leisten, wenn diese gebraucht wird. Zwar müssen die Kameradinnen und Kameraden mit immer wechselnden Übergangsregelungen und -lösungen zurechtkommen, diese werden aber intern organisatorisch stets neu geklärt. Brandschutz und Hilfeleistung sind zu jeder Zeit sichergestellt.
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