„Nicht auf dem Schlauch stehen“ - seit 125 Jahren
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LUGAU. „Feuerwehrleute dürfen nicht auf dem Schlauch stehen. Im Gegenteil. Schnelligkeit ist gefragt bei der Lösung schwieriger Probleme.“, sagte Wehrleiter André Böhme anlässlich der Feierstunde zum 125. Gründungstag der Lugauer Feuerwehr und zählte gleich auf, welche Situationen die Kameraden in ihrem ehrenamtlichen Engagement erleben mussten. Von Bränden und Unfällen war die Rede, von Pferden im Pool, Kühen in der Grube, Schwänen im Eis, Explosionen, Chlorgasunfällen und einigen Schreckensszenarien mehr. Doch alle haben eines gemeinsam: Nur durch das beherzte Eingreifen der Floriansjünger konnte Schlimmeres vermieden werden. „42 Frauen und Männer sorgen momentan Tag und Nacht, von Montag bis Sonntag dafür, dass unsere Einwohner in Lugau ruhig schlafen können. Viele hundert Male haben sie schon Gefahren abgewehrt, haben Millionenschäden verhindert, Menschenleben gerettet. Und auch heute können wir sagen, wir sind stolz auf unsere Wehr.“, so der Wehrleiter, der in Kurzform an die wichtigsten geschichtlichen Daten erinnerte.
Stolz ist auch Bürgermeister Thomas Weikert und zeichnete in seiner Ansprache ein ebenso bewegtes Bild der Geschichte, die eigentlich schon viel früher begonnen haben soll. 1821, so Weikert, wurde eine Spritze beschafft, die von den Spritzenmeistern zum Einsatz gebracht wurden, unterstützt von offenbar zum Dienst verpflichteten Einwohnern des Ortes in einer „Pflichtfeuerwehr“. Erst am 4. Mai 1884 wurde in „May´s Gasthof“, der späteren „Deutschen Eiche“, die Freiwillige Feuerwehr Lugau gegründet. Die Entdeckung der Steinkohle und die allmählich einsetzende Industrialisierung zwangen zu Veränderungen. Bergwerke und Industriebetriebe erforderten einen verbesserten Brandschutz. Feuerlöschteiche, Spritzen und betriebseigene Wehren waren nötig. Weikert wörtlich: „Damals spielten vor allem Mut, körperliche Gewandtheit und Einsatzbereitschaft eine große Rolle. Das alles brauchen Feuerwehrleute bis heute auch. Inzwischen aber muss der Dienst der Feuerwehren hochprofessionell betrieben werden. Nicht nur die Aufgaben sind vielfältiger geworden (…). Moderne Technik und moderne Techniken stellen immer höhere Anforderungen an die Ausbildung, an das Wissen und an das technische Verständnis der Feuerwehrmänner und -frauen.“ Die Feuerwehr sei, so der Bürgermeister, ein herausragendes Beispiel für ehrenamtliches, bürgerschaftliches Engagement, das in der Öffentlichkeit gewürdigt werden müsse. Sie brauche ein hohes Ansehen in der Gesellschaft, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Denn immerhin nehme sie Pflichtaufgaben der Städte und Gemeinden wahr und ist kein Verein, der sich zur gemeinsamen Freizeitgestaltung gebildet habe. Es sei „beeindruckend, wenn Kameraden - und zunehmend auch Kameradinnen - der Feuerwehr viele Jahrzehnte die Treue halten, als Mitglieder der Altersabteilung auch lange über ihren aktiven Dienst hinaus. Besonders bemerkenswert ist es, wenn die Treue zur Feuerwehr über mehrere Generationen hinweg Bestand hat.“, sagte Weikert in seiner Festansprache. Und so müssen die Jubiläen aller 25 Jahre auch beständig gefeiert werden.
Einen positiven Blick nach vorn wagte Wehrleiter André Böhme am Ende seiner Ansprache. Er sprach von guten Aussichten, was die Personalfragen angehe. Und er hoffe, dass auch bald bei den dringend notwendigen Vorhaben zum Neu- oder Umbau des Gerätehauses ein Schritt nach vorn getan wird.
Die Feierstunde zum 125. Gründungstag war für das Stadtoberhaupt aber auch würdiger Rahmen, Ehrungen auszusprechen und Geschenke an die Kameradinnen und Kameraden zu verteilen. So konnten für langjährige Mitgliedschaften Mario Rönsch (10 Jahre), Tilo Kunze (15 Jahre), Wolfgang Lill (35 Jahre), Roland Förster (45 Jahre), Altwehrleiter Karl Franke (50 Jahre) und Hans Schwalbe (60 Jahre) geehrt werden. Alle Mitglieder erhielten als kleines Geschenk eine Armbanduhr mit den Zeichen des 125-jährigen Bestehens der Feuerwehr, die Mitglieder der Jugendfeuerwehr einen Fan-Schal. Außerdem wurde eine Festbroschüre herausgegeben, die historische Bilder aus dem Lugauer Feuerwehrleben und vom alten Lugau enthält.
Beim anschließenden Sektempfang war ein Punkt ein großes Thema: Ist es Zufall, dass der 4. Mai auch gleich der Tag des heiligen Florian ist, der als Schutzpatron der Feuerwehr gilt? Der Lugauer Feuerwehr-Chronist Wolfgang Colditz hält das für eher unwahrscheinlich und sagte gegenüber LUGAU.DE: „Ich kann mir vorstellen, dass daran in unseren Breiten niemand dachte. Lugau ist kirchlich gesehen eine eher evangelisch geprägte Region, der heilige Florian aber eine Figur der katholischen Theologie, der neben der Feuerwehr auch u.a. Schutzpatron der Bäcker und Bierbrauer sowie des Landes Polen und der Regionen Oberösterreich und Linz ist. Aber, seien wir doch glücklich, dass es so ist und sich unser Gründungstag mit dem Gedenktag unserer Schutzfigur deckt.“
Jetzt blicken die Feuerwehrleute wieder in die Zukunft. Am 24. und 25. Juli 2009 wollen sie mit Freunden, Einwohnern und Gästen das Jubiläum begehen. Dazu wird es rund um das Gerätehaus ein großes Programmangebot mit historischen und brandneuen Fahrzeugen, einer historischen Ausstellung, historischen und modernen Schauvorführungen und jeder Menge Unterhaltung geben. Samstagabend wird z.B. die Band „De Erbschleicher“ das riesige Festzelt im Hof der Feuerwache in Stimmung bringen. Näheres dazu im Veranstaltungskalender unter www.lugau.de oder direkt auf den Festseiten bei www.feuerwehr-lugau.de .
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